Zur Startseite
 
ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ?  
 

U

Ulmer Papier - Patient zur Kasse, bitte!

Die Bundesärztekammer gibt erneut ihren Hungerstreik bekannt und bittet mit dem „Ulmer Papier“ die Patienten zur Kasse: Ulmer Papier

Na, da lesen wir uns doch mal als mündiger Patient ein:

Sie heben hier ab auf eine gute Patient-Arzt-Beziehung. Der Arzt als Unternehmer? Hahaha! Der Rest der Blase wird schlichtweg unter den Tisch gekehrt: Krankenversicherungen, Kassenärztliche Vereinigung, Ärztekammern, … usw. Hätten wir die in der Tat nicht mehr, würde sich so manches vereinfachen.

Was muss ich da lesen? Die Medizin ist keine exakte Naturwissenschaft? In der Tat sind die Ergebnisse vieler Ärzte nicht reproduzierbar. Daher wohl die teuren Studien, die immer dann aufgelegt werden, wenn sowieso kein Geld in der Kasse ist, und die sich mit so wichtigen Fragen beschäftigen, ob nun eine runde, flache oder ovale Form einer Tablette eine Auswirkung auf die Beweglichkeit des linken, kleinen Zehs im fünften Jahr der Krebsbekämpfung hat (mal ganz abgesehen, dass bei einer Chemotherapie ca. 80% der Patienten im fünften Jahr sowieso tot sind).

Bei Entscheidungsprozessen spielen auch Wertungen und Haltungen eine Rolle. Sowieso! Besonders die der Pharmaindustrie und der medizintechnischen Hersteller. In deren Sinne der Arzt nicht unbedingt mehr jede Therapieform wählen kann. Böse Politik! Vor allem, wenn er das Ganze noch dokumentieren muss.

Medizin als individuelle Dienstleistung, bei denen der Arzt die Gelder des Gesundheitssystems auf den Kopf hauen darf, wie es ihm/ihr gefällt. Es ist verdammt noch mal NICHT das Geld der Patienten. Ihr hättet am liebsten eine Gebührenordnung wie Anwälte, bei der ihr euch von allen Seiten das Geld holen könntet. Apokalyptischer Eid hieß das, glaube ich!

Die Gesellschaft des langen Lebens. Dem Menschen das Recht abgesprochen und die Pflicht auferlegt. Pharmareferent und Medizintechnik als Mittel gegen das menschenwürdige Sterben. Koste es, was es wolle. „Verantwortliches Handeln setzt ehrliche Analyse und soziale Kompetenz voraus.“ Soso!

Freunde! Wenn wir als Patienten die Gesundheit als Markt definieren würden, würdet ihr ganz schnell ganz alt aussehen. DocMorris, McZahn, Kliniken in Tschechien oder auf Malle, … Wollt ihr die totale Globalisierung? Da ist nix mehr mit einer Rechnung für Zahnersatz von 1.500 Euro. Da geht’s über die Grenze und schon sind 70% gespart. Das heißt auf kurz oder lang: 70% eurer Mitglieder können früher oder später dicht machen. Seit doch froh, dass euch die undurchsichtigen Strukturen unsere „Gesundheitssystems“ noch durchfüttern.

Jammert nicht dauernd über Unterversorgung, sondern seht zu, dass euer Nachwuchs sich nicht nur auf plastische Chirurgie in Berlin spezialisiert, sondern vielleicht auch mal auf Allgemeinmedizin in Pusemuckel. Ihr vergebt ja schließlich die Praxiskonzessionen, haltet uns aber für so blöd, dass wir uns einreden lassen, mit sieben Hautärzten auf zwanzig Quadratkilometer seien wir unterversorgt.

Förderung der Kinder- und Jugendgesundheit. Vorsorgeuntersuchungen. Seit 2002 IGEL-Leistungen. Versuch macht kluch – bevor euch jedenfalls die Pathologie der Kriminalämter zuvor kommt.

Oh, ja: Chronische Erkrankungen erfolgreich bekämpfen. Wie war das doch mit den Chronischen Erkrankungen. Sie sind deshalb chronisch, weil sie nicht weggehen. Also kann ich als Arzt (sorry, aber ich bin nur Physiker) für Linderung und Akzeptanz sorgen. Meiomei! Lizenz zum Geld drucken.

Noch was für Manager: „Mit Mittelknappheit verantwortungsbewusst umgehen – Budgetmedizin ist zu beenden“. Logisch: Wenn ich als Patient mit 100 Euro auskommen muss (Budget), kann ich auch nur 100 Euro ausgeben. Bei Ärzten ist das anscheinend genau so, wie bei Managern und Politikern. Die geben dann auch gerne mal 500 Euro aus. Liegt wohl am Goldesel (Patient/Arbeiter/Wähler) im Keller.

Verbesserungsvorschlag:
Ihr Ärzte bekommt einen Stundensatz (z.B. 50 Euro zzgl. Mehrarbeitszeit wie ein herkömmlicher Arbeitnehmer) und dürft (wie es z.B. Handwerksbetriebe tun) 2-7% auf Material aufschlagen. Wir Patienten wollen vor Behandlung ein Angebot und können die Angebote mehrer Ärzte vergleichen (z.B. mit Hilfe von Krankenkassen, denen jährlich Einheitspreislisten der Industrie für Material und Gerätenutzung abzugeben sind). Wir beauftragen euch dann mit entsprechenden Zahlungszielen und Gewährleistungsbedingungen. Wie wäre das? Freier Markt! Viel Spaß damit.

Ich habe es schlicht und ergreifend satt, als Patient, der über die abgerechneten Leistungen KEINEN Überblick hat, nur benutzt zu werden. Vielleicht sollte man an dieser Stelle mal zum Patientenstreik aufrufen.

Kann man so ein Papier ernst nehmen? Ich befürchte, man muss, denn es wird sich (wie immer) niemand das Papier durchlesen, solange die Medien nur ausgiebig darüber berichten.

Zur Erinnerung:

Die Gebührenordnung für Ärzte GOÄ
GOÄ 2007

Die IGEL-Liste:
IGEL-Leistungen

zurück