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Eine Feinunze Benzin

Mal davon abgesehen, dass es auch in den Lagerstätten knapp wird, das Erdöl, so verknappt der Preis seiner Endprodukte auch das menschliche Denken und Handeln.

Nun nehmen wir mal an, ich bin ein Tropfen Erdöl. Hervorgezerrt durch heiße Erde, das Tageslicht erblickend. Das hat jetzt den Betrag von sagen wir Mal einem Quatlon gekostet. Ich werde in ein Fass abgefüllt und stehe erstmal rum ein einem Staat, bei dem demnächst wieder eine Revolution anstehen könnte. Es gilt die Armee bei der Stange zu halten, andere Länder einzuschüchtern, das Volk auszuhungern und große Siegesfeiern auszurichten. So wie ich da herum stehe, kostet es jeden Monat wieder einen Quatlon. Sagen wir mal, ich stehe ein halbes Jahr in meinem Fass herum, dann koste ich schon sieben Quatlons.

Es geht turbulent zu in der Welt um mich herum. In einem Land tobt ein Hurrikane, ein anderes Land wird von einem Tsunami überrollt, in einem dritten Land sitzt in einem düsteren Kaffee eine Bande von Feinbezwirnten um eine Glaskugel herum, die meinen Weihnachtspreis festlegt und in einem ganz anderen Land ist mal wieder ein Sack Reis umgefallen, den man nur mit aufwendigem Gerät wieder aufstellen kann. Das macht dann insgesamt neun Quatlons um das alles zu bezahlen. So koste ich sechzehn Quatlons, weil ich einfach nur hier in der Wüste herumstehe.

Aha! Es geht auf Reisen. Mein Fass wird auf einen LKW verladen und zu einem Hafen gebracht, wo ich in einen großen Tank umgefüllt werde. Drei Quatlons. Dort schwimme ich weitere drei Monate herum. Und da ein Tank teurer ist als ein Fass, kosten die drei Monate fünf Quatlons. Mein Preis liegt jetzt also bei vierundzwanzig Quatlons. Ein Schiff holt mich ab und fährt mich nach Rotterdam, wo ich wieder in einem Tank schwimmen darf. Der Transport kostet sechs Quatlons. So komme ich dann mit dreißig Quatlons wieder etwas zur Ruhe.

Inzwischen hat sich die Bande von Feinbezwirnten wieder getroffen und meinen Weihnachtspreis verdoppelt, während ich ein halbes Jahr vor mich hin schwimme. Plötzlich werde ich wieder abgeholt und zu einer Fabrik gefahren, die mich aufteilen soll. Der Transport mit Schiff und LKW kostet sieben Quatlons. Nun sollte man meinen, wenn man etwas aufteilt, wird es weniger. Von wegen. Diese Welt wird von Menschen geschaffen! Die Maschinen und Vorrichtungen zu meiner Aufteilung kosten so viel, dass meine Einzelteile genau so viel wert sind, wie ich. Man hat mich also in einen Tropfen Benzin umgewandelt. Um das Management und die Arbeiter zu bezahlen, muss man mich also für mindestens fünfzig Quatlons verkaufen.

Juhu! Ich bin verkauft, für fünfundfünfzig Quatlons. Nun komme ich wieder zurück mit dem Schiff in einen anderen Hafen, in einen anderen Tank. Mit einem Wert von zweiundsechzig Quatlons schwimme ich da nun in meinem neuen Tank herum. Die Feinbezwirnten haben wieder getagt und vorher gesagt, dass ich nicht unter hundert Quatlons verkauft werde. So schwimme ich also vor mich hin und warte, dass mein Preis auf hundert Quatlons steigt.

Es ist soweit. Ich werde wieder umgeladen und an eine Tankstelle gefahren. Das kostet sechs Quatlons. Zu meinem Pech werde ich in ein Land gefahren, das sich ein Volk hält. Dieses Volk braucht mich, doch es wählt Politiker. Die haben wiederum beschlossen, dass sie an mir ihre Diäten verdienen müssen, indem sie Gesetze beschließen, in denen drin steht, dass ich für zweihundertfünfzig Quatlons verkauft werden muss. Und schließlich wollen die Manager und Mitarbeiter der Verkaufsfirma auch an mir verdienen. So hängt denn nun vor meiner neuen Behausung ein Schild, auf dem steht, dass ich zweihundertachtundsiebzig Quatlons koste.

Da hab ich mich doch gleich in die unterste Ecke des Tanks verkrochen. Es hilft nichts! Irgendwann wurde ich doch nach oben gesaugt. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass mein Preis auf dreihundertzwölf Quatlons gestiegen war und mein Verbraucher beim Umfüllen vor sich hinbrummte, dass er nun wegen dem Bahnstreik mit dem Auto fahren müsste.

Was soll man da anderes tun, als sich in Rauch aufzulösen?

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