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Herr K. und die Wahrheit

„Gemäß Definition ist Wahrheit keine Lüge!“ belehrt uns Herr K. Da Schweigen keine Worte sind, kann Schweigen auch keine Lüge sein, schlussfolgert Herr K. und verwechselt wie üblich wieder die Wirklichkeit mit der Realität. Die Wirklichkeit ist die Welt des Herrn K., während die Realität für einen äußeren Beobachter meist anders aussieht. „Relativ!“ nennt das Herr K. und zieht genüsslich an seiner Zigarre.

Vor langer Zeit begegnete Herr K. einem Physiker, der die Wahrheit als eine bedingungslos vollkommene, reproduzierbare Widerspruchsfreiheit definierte. Herr K. wich dem Physiker auf seinem Weg aus und sah ihn nie wieder.

Einige Zeit später begegnete Herr K. einem Philosophen, der nur Menschen als wahrhaftig bezeichnete. Diese Theorie gefiel Herrn K. und die beiden gingen ein Glas Wein trinken. Sie unterhielten sich ausführlich über Meinung und Aussage. So kam Herr K. zu dem Schluss, seine Meinung wäre Wahrheit, weil sie wahrhaftig sei, auch wenn sie von Aussage zu Aussage variierte. Zufrieden machte sich Herr K. auf den Heimweg.

Seit einiger Zeit schlägt sich Herr K. mit der Zwischenbrut herum. Versucht sie zu erziehen. Eines schönen Tages kam das Erziehungsprodukt mit einer Kiste an. Darauf stand „Schrödinger’s Katze“ und grinste: „Lebt sie, oder ist sie tot?“ „Wer?“ „Die Wahrheit?“ Herr K. kaute verlegen auf der Unterlippe herum und traute sich nicht, die Kiste zu öffnen. So lernte Herr K. dass die Wahrheit nur das ist, was man aus ihr macht. „ Am besten macht man gar nichts, um der Wahrheit nicht ins Antlitz sehen zu müssen - lebendig oder tot.“ folgerte Herr K. und steht seit dem alleine vor einer Kiste mit der Aufschrift „Schrödinger’s Katze“.

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