Zur Startseite
 
ABCDEFGHIJKL
MNOPQRSTUVWXYZ?
 
 

L

Love is not loving

Die Liebe ist eine innere Haltung positiver, inniger und tiefer Verbundenheit zu einer Person oder im weitesten Sinne zu einer Sache (Natur, Tiere, …) die den Nutzwert übersteigt. Sie wird geprägt von den aktuellen Verhaltensregeln der jeweiligen Kultur. Daher tritt sie in unterschiedlichsten Schattierungen auf.

Unser Alt-68’er versteht unter Liebe eine auf der Freiheit gegründete Beziehung, die sich zwischen zwei Personen entfaltet. Jaja, die Freiheit, die man sich auf Kosten des anderen nimmt und damit den anderen einschränkt – aber das ist ein anderes Thema.

Die Alten Griechen wussten besser zu differenzieren: Eros, Philia, Agape, Stoika, Ludus, Mania oder Pragma. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ohne Wertung. Die wurde erst später hineingedacht: Empfindung, Gefühl, Haltung. Wobei - wie ich zu meinem Erschrecken erkennen musste - eine Empfindung ein Gefühl durch eine innere Haltung, ein Gefühl eine Empfindung nach innerer Haltung und eine Haltung eine Übereinstimmung von Empfindung und Gefühl bedeutet. Blödsinn im Kreis, sozusagen. Bringt uns also nicht wirklich weiter.

Liebe als Tugend zu bezeichnen hilft uns auch nicht viel. Oder wie ein Kollege einst sagte: „Ich kann ein Klavier Eichhörnchen nennen, ich darf nur nicht erwarten, dass es einen buschigen Schwanz hat.“ Da lob ich mir die konkreten Bezeichnungen wie Mitgefühl, Respekt, Achtung, Würde, selbstloses Handeln, … auch wenn ich mich nicht als Christ bezeichne oder bei jeder Gelegenheit Kant zitiere.

Liebe ist also nur die kollektive Vorstellung eines anerkannten und herausstellenden Verhaltens gegenüber Menschen, Tieren, der Umwelt, eines Gottes oder sich selbst. Eine Vorstellung, geprägt von Anderen. Ihre Ausdrucksform ist das lieben. Der Mensch handelt nach dieser kollektiven Vorstellung. Agiert gegenüber dem geliebten Subjekt oder Objekte im Rahmen der allgemeinen Vorgaben.

Doch wie kommt es nun zum „verliebt sein“? Also dem Auslöser der Liebe. Freudsche Wissenschaft besagt, der Mensch ist die Summe seiner Triebe: Durst, Hunger, Weitergabe von Genen – also nacktes Instinktverhalten, ausgelöst durch Reize. Inwieweit ist der Mensch dabei frei? Wohl kaum, lieber Alt-68’er. Die Neurobiologie rätselt noch. Chemische Prozesse, Neurotransmitter, Pheromone, Gehirnströme mit eingeprägten Verhaltensweisen. Auch in diesen evolutionär konditionierten Determinierungen ist kaum Freiheit nachweisbar. Also wieder nichts mit Romantik.

Übrig bleibt nur ein Symbol der gesellschaftlichen Semantik. Ein Phänomen des 18. Jahrhunderts um Kommunikationsstrukturen über das bisher bekannte hinaus zu entwickeln. Für Kommunikation bedarf es eines Senders und eines Empfängers, die denselben Code verstehen und daher eine stabile Verbindung zum Austausch von Informationen aufbauen können. Da dies nur sehr begrenzt der Fall ist (auch die Menschen betreffend) ist der Großteil der Liebe immer einseitig. Also kontraproduktiv zur Absicht.

Diesen Widerspruch zumindest erkannt, hat unser Alt-68’er seine Theorie verkörpert und nennt sie beim einfachen Namen: Sex. Demagogisch umschrieben mit „Freier Liebe“. Körperlichkeit unterstützt durch die Drogen und Hilfsmittel der Pharmaindustrie. Das Innere ausgegrenzt und somit klare Oberflächen geschaffen, in denen er sich jeder Zeit selbst bespiegeln kann. Keine Tiefe. Einfach zu eichende Grundwerte, auf die dieses Prinzip angewandt werden kann und dennoch das genetische Programm (System?) gestört. Wenn er schon die äußere Freiheit nicht durchsetzen kann, will er sich wenigstens die innere Freiheit bewahren, auf die es ihm bei anderen Menschen nicht ankommt. Widersprüchlichkeit in ihrer reinsten Form.

zurück