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Das war vor meiner Zeit

Unser Alt-68’er blickt etwas irritiert von dem Bild einer Person hoch. Einem Bild eines elfjährigen Mädchens, das verlassen in der Gegend herum steht und verzweifelt versucht zu lächeln. Dreißig Jahre später erklärt ihm der Mund dieser Person, dass dieses Bild vor ihrer Zeit aufgenommen wurde. „Vor deiner Zeit?“ Ja.

Was ist Zeit? Die Zeit beschreibt einen temporären Abschnitt in Bezug auf eine Person. Zeit ist persönlich und personifiziert. Es bedarf dazu immer einer Person, um Zeit zu erkennen. Was nützt es, wenn sich ein Ding bewegt, das niemand sieht? Was nützt es, wenn man in einen Wald hinein schreit und niemand hört es. Da mag soviel Zeit vergehen, wie will.

Wenn ich also sage, dass dieses Bild von diesem Körper vor meiner Zeit aufgenommen wurde, sagt dies folgendes aus: Das auf dem Photo bin nicht ich, auch wenn es mein Körper ist. Es sind Veränderungen eingetreten. Etwas ist gestorben und etwas Neues wurde geboren. Innerhalb eines geschlossenen Systems. Was gibt es daran nicht zu verstehen?

Unser Alt-68’er lebt nur für den Augenblick. Und weil er dies tut, kann er mit temporalen Abläufen nicht viel anfangen. Es wäre ihm egal, ob ein Ei von Tisch herunter fällt, oder auf den Tisch hinauf. Er sieht nur das schwebende Ei. Er schließt gemäß den Gesetzen der Thermodynamik dieser Welt, dass das Ei wohl herunter fällt. Aber mehr auch nicht. Er gibt sich damit zufrieden, dreht dem Ei den Rücken und hält Ausschau nach der nächsten Wirklichkeit dieser Welt. Seiner Welt.

Wenn die Zwischenbrut etwas aus Edwin A. Abbotts „Flatland“ gelernt hat, dann dies: Alles zu hinterfragen. Ist das so? Muss das so sein? Was wäre möglich? Wie beschränkt sind unsere Randbedingungen? Wie beschränkt ist unser Denken? Doch unser Alt-68’er hat dies nur bei anderen hinterfragt. Nie bei sich selbst. Abrechnung mit den Vätern – so ging er in die Medien ein. Aber er geht auch selbst ein, wie ein vertrocknendes Gänseblümchen.

Link zu Edwin A. Abbott - Flatland

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