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Eine Weihnachtsgeschichte

Vor nicht allzu langer Zeit existierte in einem drittklassigen Universum eine zweitklassige Galaxie mit einem erstklassigen Planeten. Allenfalls hielten seine mehr oder weniger intelligenten Bewohner diesen dafür, seit sie von ihren Bäumen gestiegen waren, um ihre Nahrung im Laufen zu beschaffen. Sie lernten schnell, dass sich alles töten ließ, was sie am Leben hielt und sie lernten, dass sie sich alles nehmen konnten, was ihren Hunger befriedigte. Zuerst hatten sie noch Angst vor der Natur, doch sie verbannten sie zu Göttern und gaben vor, ihnen zu dienen. Glauben nannten sie dies. Jahrtausende später hatte sich der Glaube materialisiert und wurde nun virtuell gehandelt. Börse nannte man das System und gab vor, diesem zu dienen. Vor einem solchen Haus des Handelns begab sich nun die folgende Geschichte:

Ein Rabe saß auf dem Dach gegenüber den Stufen zum Geld und krächzte vorwurfsvoll einem blinkenden und glitzernden Gegenstand entgegen, der, wie achtlos vergessen, auf mittlerer Höhe zur Einganstür lag. Rrräh! Die Sonne reflektierte ihre tiefen Strahlen direkt in seine empfindlichen Augen. Er flatterte aufgeregt zu dem Gegenstand. Ließ sich einige Stufen davon entfernt nieder um sich diesem dann vorsichtig zu nähern. Eine Flasche mit nahezu silbriger Flüssigkeit. Wütend hackte er ein paar Mal mit seinem Schnabel nach deren Bauch, so dass sie einige Stufen herunter fiel. Zufrieden über sein Werk flatterte er wieder auf seinen erhobenen Posten auf dem Dach um das Treiben der Menschen weiter zu beobachten. Die große Tür des großen Gebäudes ging auf und heraus kamen drei wenig groß wirkende Gestalten. Sie lachten, grölten und rieben sich die Hände. „Ein wunderbares Geschäft!“ „Wer hätte auch gedacht, dass der Kunde so blöd ist, alles Geld auf diese Option zu setzen!“ „Hahaha! Ein schönes Geschenk zu Weihnachten. Diese Provision haben wir uns verdient!“ schallte es auf die Straße. „Das müssen wir begießen!“ „Hat wer eine Flasche Sekt dabei?“ „Heh, schaut mal, was da liegt!“ eine Gestalt in einen besonders teuren Anzug griff nach der Flasche und schraubte den Verschluss auf. „Riecht nach Alkohol!“ krähte er und hielt sie seinen Kollegen unter die Nase. „Nein, Danke. Ich muss nach Hause, sonst macht mir meine Alte wieder Stress.“ „Ja, und bei mir warten drei verzogene Kinder auf ihre Geschenke. Weiß von euch jemand, ob noch ein Geschäft offen hat?“ „Ich kann dich ja am Bahnhof absetzen!“ „Also gut, ihr beiden. Zieht den Schwanz ein und schiebt ab. Ich probier das Zeug.“ Zwei Gestalten sah der Rabe darauf hin die Treppen hinuntergehen und in die Tiefgarage abbiegen. Die Dritte sah er trinken und sogleich in sich zusammensinken ohne dass seine Kollegen dies bemerkten. Er flatterte davon. Flog über Dächer, Straßen und Parks an den Stadtrand, bis er in die Vorstadt kam. An einem kleinen Häuschen ließ er sich auf einer Tannenspitze nieder. Rrräh! Ein altes Auto hielt mit quietschenden Reifen vor dem Haus. Die Tür flog auf und heraus kamen zwei Kinder gerannt. „Pappa … Mutti hat die Gans im Ofen!“ rief der kleine Junge ganz aufgeregt. „Wir haben den Baum ganz alleine geschmückt!“ verkündete das Mädchen stolz. Schließlich erschien auch die Hausherrin an der Tür. „Hallo Schatz!“ Sie zögerte, weil sie den Blick in seinen Augen nicht deuten konnte. „Was ist? Hast du die Geschenke besorgt? Das Geschäft an der Börse hat sicher einen ganz schönen Brocken Geld eingebracht.“ „Jaja, geh nur schon rein mit den Kindern. Ich fahre noch das Auto in die Garage.“ Nervös nestelte der Fahrer im Kofferraum, zog etwas hervor, steckte es in seine Jackentasche und öffnete das Garagentor. Unschlüssig lief er in der Garage auf und ab. Zog schließlich den Gegenstand wieder aus seiner Jackentasche hervor und hielt ihn sich an den Kopf. Ein Knall ertönte. Erschrocken kam die Dame des Hauses herausgelaufen, um zu sehen, was denn geschehen sei. Die Kinder folgten ihr. Als sie die Bescherung sah, stieß sie einen spitzen Schrei aus, sammelte erschrocken die Kinder ein, die in Tränen ausgebrochen waren und schob sie ins Haus zurück. Unschlüssig wippte der Rabe auf seiner Tannenspitze im Wind. Es dauerte einige Zeit, bis er seiner Neugierde nachgab und in die Garage flatterte. Die Blutspritzer auf dem Revolver flackerten ihn im Sonnenlicht an. Rrräh! Er packte den schweren Gegenstand und hatte Mühe, sich damit wieder in die Luft zu erheben. Mehrere Anläufe waren nötig, bis er endlich mit seiner Beute im Schnabel an Höhe gewonnen hatte. Wie ein nasser Mehlsack schien er auf seinem Weg zurück zur Börse ab und an abzustürzen, doch schließlich hatte er es geschafft. Das Dach war in Sicht. Da fiel ihm der Revolver aus dem Schnabel, schlug auf den Treppen der Börse auf, auf dem immer noch die Gestalt wie schlafend lag. Menschen waren stehen geblieben und machten ihre Witze über den Banker mit der Flasche im Arm. Der Aufprall des Revolvers auf dem harten Stein geschah mit solcher Wucht, dass sich ein Schuss löste. Rrräh! Erschrocken stob die Menge zur Seite. Die Kugel hatte sich mitten durch den Schädel des Schlafenden gebohrt. Diesem fiel die Flasche aus den Händen und rollte in eine vergessene Ecke.

Es dauerte eine Weile bis Polizei, Krankenwagen und Leichenwagen endlich die Szene verlassen hatten. Der Rabe saß wieder auf seinem Dach und hatte den Kopf unter den linken Flügel gesteckt. Nach dem langen, schweren Flug war er müde. Als er wieder wach war, hatten sich auch die Zuschauer zerstreut. Alle, bis auf eine abgerissene Gestalt deren, Geruch bis hinauf ans Dach stieg. Die Gestalt trug abgerissene Kleidung, wirkte sehr, sehr ungepflegt und schob einen Einkaufswagen vor sich her. Schieben ist eigentlich zuviel gesagt. Sie hing darauf, um wenigstens noch etwas weiter zu kommen. In diesem Alter wohl nicht mehr so ganz einfach. Leid und Alkohol drang aus jeder Pore. Schwäche oder Promille – es ist schwer zu sagen, was die abgerissene Gestalt veranlasste, sich auf die Treppen zu setzen. „Was haben wir denn da?“ Erstaunt zog die Gestalt die Flasche aus dem vergessenen Eck hervor. „Na, komm zu Vatern. Hmmmmmmm! Du bist ja ein feines Tröpfchen.“ Er setzt die Flasche an den Mund und nahm einen tiefen Schluck. „Ja, du hast mich nicht vergessen, mein Freund!“ Liebevoll streichelte die abgerissene Gestalt die bauchige Flasche. Rrräh! Bestätigte der Rabe und setzte zu seinem Abendflug an. Der Wind trug ihn in den Süden der Stadt. Ein besonders geschmücktes Fenster zog ihn magisch an. Glitzernde Silbersterne, goldene Engel und helle Lichter verkündeten die Zeit der Einkehr. Eines von vielen Festern in dieser luxuriösen Villa. Er flatterte vorsichtig auf das Fensterbrett um zu sehen, ob er sich einen Stern pflücken könnte. Sein Schnabel schlug gegen das Glas. Sterne ließen sich so nicht erbeuten. Das Zimmer war hell beleuchtet. Drinnen ein elegant gekleideter Herr am Telefon. Genervt von den Geräuschen am Fenster von innen dagegen klopfend, zu sehen, ob sich das Vieh so nicht verscheuchen ließ. Doch der Rabe war weise. Komme ich nicht rein, kommst du nicht raus. „Nein, da sitzt so ein verdammter Rabe bei mir am Fenster. Scheiß Vieh!“ brüllte der Herr nicht so ganz elegant wie seine Kleidung uns Telefon. „Ja! Ich hab für das Geld Diamanten gekauft und werde sie noch heute Abend ins Schließfach bringen.“ „Es interessiert mich nicht, was aus dem Hermann geworden ist. Partner hin oder her. Er hat seine Nase nicht überall rein zu stecken. Von mir aus soll er doch unter einer Brücke schlafen. Wenn er da seine Moral findet soll’s mir recht sein.“ „Was … Quatsch! Das sind 250 lupenreine, nicht gekennzeichnete Einkaräter. Jeder freundliche 3000 Flocken schwer. Da brauchste keinen Koffer. Da reicht ein Samtbeutelchen.“ „Also gut, ich muss jetzt los, die Bank macht gleich zu. Melde mich morgen wieder.“ Eine Faust flog gegen das Fenster. Erschrocken flog der Rabe auf die nächste Straßenlaterne. Das Licht in der Villa ging aus und die schwere Haustür öffnete sich knarren. Ein Schlüssel wurde herumgedreht und der elegant gekleidete Herr, jetzt mit Hut und Mantel, ging zu seinem englischen Nobelfahrzeug. Da raschelte es in den Büschen. Rrräh! Erschocken sprang er Rabe auf der Straßenlaterne hin und her. Rrräh, rrräh! „Hände hoch! Steuerfahndung!“ rief ein Busch im ernsten Ton und raschelte noch mehr. Heraus kam ein Zivilpolizist. Auch die anderen Büsche gaben ihre Tarnung auf. „Sie sind verhaftet!“ sprach ein anderer Polizist. Der elegant gekleidete Herr stieg nach einigem Hin und Her hin in ein anderes Auto. Die untergehende Sonne streichelte mit ihren Strahlen ein kleines, schwarzes Samtbeutelchen, das wie zufällig fallen gelassen in den kahlen Rosenbüschen hing, die den Weg zur Garage der Villa säumten. Aussehend wie eine verblühte, dunkelrote Rose. Nun, wenn schon kein Stern, dachte sich der Rabe, so mag doch dieser Schimmer mein Nest füllen. Er flatterte auf den Rosenbusch zu und ließ sich nieder. Rrräh! Von Dornen gestochen schoss er wieder in die Luft um sich dann ungehalten auf dem Boden vor dem Busch niederzulassen. Rrräh! Er hüpfte hoch in Richtung Beutel, verfehlte diesen aber im ersten Anlauf. Rrräh, rrräh! Beim zweiten Mal gelang es ihm, den Beutel mit seinem Schnabel zu greifen, blieb jedoch mit der Kordel an einem dürren Rosenzweig hängen, der abbrach und dafür Sorge trug, dass der Rabe rücklings im Dreck landete. Rrräh! Er schüttelte sich die trockene Erde aus dem Gefieder, schnappte den Beutel und flog zurück zu seinem Dach gegenüber der Börse. Die Sonne war schon fast untergegangen, als er ankam. Das fahle Laternenlicht fiel auf die Treppe, auf der die abgerissene Gestalt mit dem Pförtner haderte. „Los, verschwinde, sonst hole ich die Polizei!“ „Jaja! Ist ja schon gut. Ich schieb ja schon ab.“ brummte die abgerissene Gestalt in ihren schmutzigen Bart. Der Einkaufswagen, der in dieser Szene wirkte, wie ein gut ausgeleuchtetes Kunstwerk stand vergessen und strahlend neben dem Treppengeländer. Dem Raben gefiel dieser Anblick und er überlegte, darin ein Bad zu nehmen. Fast lautlos ließ er sich auf einem darin befindlichen Müllsack nieder. Da kam die abgerissene Gestalt angewankt. „Heh!“ kam es ihm mit einer Alkoholfahne entgegen. „Scher dich von meinem Grundstück!“ Rrräh! Erschrocken flatterte der Rabe davon. Oben auf dem Dach angekommen, sah er seine Beute auf dem schwankend geschobenen Einkaufswagenmüllsack in einer dunklen Gasse verschwinde.

Der Pförtner hatte dem Penner die Alkoholflasche abgenommen und schnupperte daran. „Herrmann!“ rief er in die jetzt schon fast dunkle Nacht. „Du hast deinen Stoff vergessen!“ Als er keine Reaktion bekam, beschloss er, auch ein Tröpfchen daraus zu nehmen. „Hast recht, Herrmann. Wer braucht schon Menschen, wenn man so einen Stoff hat.“ Nochmals setzte er die Flasche an. „Soll die Schlampe mit ihrem neuen Freund doch zur Hölle fahren!“ Er wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab, zögerte einen Moment und stellte dann die Flasche wieder auf die Treppe. „Falls du zurück kommst!“ flüsterte er der Nacht entgegen und ging die Treppen hoch in seinen Käfig. Wache schieben, damit keiner das Gebäude stiehlt. Der Rabe sah fahles Licht durch ein kleines Fenster scheinen. Wie langweilig. So döste er vor sich hin. Aufgeplustert, denn mit der Dunkelheit hatte sich auch die Kälte angeschlichen. Menschen waren nun in dieser Gegend nicht mehr unterwegs. Noch nicht einmal üble Gedanken. Nur ein leises Schluchzen bahnte sich den Weg durch die Nacht. Gefolgt von einer jungen Frau. Mitte zwanzig. Und der dunkle Mantel, den sie eng um sich zog konnte nicht verbergen, dass sie nicht alleine war. Neues Leben befand sich in ihrer Begleitung. Sie ging zögernd, dann wieder einige tapfere Schritte um dann plötzlich stehen zu bleiben. Von reinem Weinkrampf geschüttelt, sank sich heulend auf die Treppe nieder. Mehr wie ein Stöhnen verließ der Schmerz ihre Lippen. Wie ein Wasserfall ihre Augen. Die Tränen glitzerten im Licht der Straßenlampe. Sofort war unser Rabe wieder hellwach. Rrräh! Gab er leise von sich um das Wesen auf der Treppe nicht zu erschrecken. Neugierig wiegte er den Kopf hin und her. So nah wollte er Menschen nie kommen. Die junge Frau hatte den Raben nicht bemerkt, dafür aber die Flasche, die der Pförtner so sorgfältig auf die Treppe gestellt hatte. Sie war fast leer. Zwei Finger breit schimmerte ihr die silbrige Flüssigkeit entgegen. Die junge Frau öffnete die Flasche, roch daran und betrachtete nachdenklich das Etikett. „Gib mir Mut, das durchzuziehen!“ prostete sie der Flasche zu, bevor sie einen tiefen Schluck nahm. Und dann noch einen, bis die Flasche leer war. „Heh, das Zeug wirkt ja gar nicht!“ Wütend warf sie die Flasche die Treppe hinunter die daraufhin auf dem Gehweg in tausend Stücke zerbrach. Rrräh! Erschrocken war der Rabe aufgeflogen. Eiligst hinunter zum Treppengeländer. Die Scherben warfen herrlich das Mondlicht zurück, das sich jetzt seinen Weg durch die dunklen Straßen bahnte. Die junge Frau weinte schon wieder und bemerkte den Raben nicht, der da einige Meter von ihr aufgeregt am Treppengeländer hoch lief und wieder runter rutschte – immer wieder. Aber sie bemerkte die Scherben. Wie sie gefährlich scharf in allen Regenbogenfarben das zurück warfen, was man ihnen entgegenbrachte. Die junge Frau schniefte, stand auf, hob eine der Scherben, eine große, besonders scharfe auf und setzte sich wieder. Auf die unterste Stufe. Nachdenklich drehte sie die Scherbe in ihrer rechten Hand. „Nun, mein Kleines … wenn uns keiner will, werden wir eben gehen! So gehen. Fliegen wäre schöner, aber das hier tut’s auch!“ Mit der Hand schob sie leicht den Ärmel ihres schwarzen Mantels nach oben und setzte die Scherbe auf die bläulich schimmernde Bahn ihrer Arterie. Das Licht brach sich hervorragend in diesem Entschluss und verhieß eine bessere Welt. Rrräh! Der Rabe hob zum Flug an, steuerte auf den Arm der jungen Frau zu. Rrräh! Mit einem beherzten Biss riss er ihr in freiem Flug die Scherbe aus der Hand, bekam gerade noch vor dem anderen Treppengeländer die Kurve nach rechts, flog über die Treppe nach oben, konnte nicht mehr bremsen und rammte das Eingangsportal zur Börse. Rumms. Benommen blieb der Rabe liegen. „Was ist denn da los!“ hörte man die Stimme des Pförtners aus dem Käfig. Schritte zum Portal. Ein Knarren und eine geöffnete Tür folgten. Die junge Frau hatte sich inzwischen ein „Scheiß Vieh!“ aus den Zähnen gebissen und bückte sich bereits wieder nach einer anderen Scherbe ihr Vorhaben fortzusetzen, als der Pförtner aus der Tür kam. „Heh, Sie da, lassen Sie das!“ Er hatte sofort begriffen und rannte, den benommenen Raben nicht bemerkend, die Treppe hinunter. Erschrocken ließ die junge Frau die Scherbe fallen, wollte aufstehen und davon laufen, doch das junge Leben in ihr machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Der Schmerz zwang sie in die Knie. Bevor sie aufschlug hatte der Pförtner sie bereits zu fassen gekriegt und zog sie wieder hoch. In ihren Augen bemerkte er Tränen, die kaum einer würde zurückhalten können. Wie ein See, der überzulaufen droht. Ein Engel, dem das Wasser schon über dem Hals steht. In diesem Augenblick wusste er, dass er der einzige war, der diesen Engel retten konnte. Sanft legte er seinen Arm um ihre Schulter, die Tränen endlich auszulösen. Den See abzupumpen. Sie legte den Kopf an seine Brust und ließ den Tränen freien Lauf. Sie beruhigte sich erst wieder, als sie bemerkte, dass anderes Leben ihr nicht nur feindlich gesinnt ist. Als sie spürte, dass ihr ein Herz entgegenschlug. Rrräh! Tönte es benommen von der Eingangstür. Der Rabe hatte sich wieder aufgerappelt und hüpfte noch halbwegs benommen in den sicheren Schatten. „Nun kommen Sie erstmal mit rein. Ich mache Ihnen einen schönen heißen Tee und dann beruhigen Sie sich erstmal.“ Sanft schob er sie etwas von sich weg, um zu kontrollieren, wie weit denn der Wasserspiegel im See abgesunken ist. „Haben Sie auch einen Kaffee?“ fragte sie unsicher, zitternd und von Hoffnung überrumpelt. „Natürlich!“ Er nahm ihren Arm. Der Schnitt war nicht tief und es hatte schon zu bluten aufgehört. Langsam, sie führend, ging er die Treppe hinauf in die Zukunft.

Rrräh! Der Rabe hüpfte noch immer leicht benommen die Treppen hinunter zu den verbliebenen Scherben. Nun, dann sollte dies hier seine Beute sein. Er pickte nach der größten Scherbe und flog stolz aber nicht gradlinig mit ihr in die Nacht. Heim, zu seinem Nest. Früh am morgen kamen noch vor dem ersten Tageslicht die Straßenkehrer. „Sieh dir das an! Elende Bande. Saufen sich zu und schmeißen die Flaschen einfach auf die Straße.“ „Ja, die Jugend von heute hat eben keine Manieren. Da, sieh mal!“ Einer hob das Etikett auf. „Engelsbrand. Schon wieder so ein Modegag zu den Feiertagen.“

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