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Doppelspaltdetektor - oder die verlorene Gleichzeitigkeit

So mancher hat heutzutage einen Clown gefrühstückt. Und nicht nur in Italien. Bei mir war es ein Philosoph. Dachte ich zumindest. Dabei war es ein Physiker, wie sich herausgestellt hat. Und auch noch einer mit dem Doppelspaltexperiment. Die Auswahl war groß, denn es waren Herden von Physikern, die dieses Experiment „nachgemessen“ haben.

Wir nehmen einen Doppelspalt und schicken eine Welle (z.B. Licht) hindurch. Was sehen wir als Abbild auf einem Schirm? Ein Interferenzmuster. Wir nehmen kleine Teilchen (z.B. Elektronen) und schicken sie als Strahl durch den Doppelspalt. Was erwarten wir, zu sehen? Ein Bild des Doppelspaltes. Denkste! Dabei sind Elektronen doch Materie. Und trotzdem sehen wir ein Interferenzmuster. Jetzt sind wir ganz clever und schicken die Elektronen einzeln durch den Doppelspalt. Was sehen wir? Wieder ein Interferenzmuster. Sind Elektronen cleverer als wir? Na warte! Jetzt setzen wir einen Detektor an den Doppelspalt, damit wir das einzelne Elektron beobachten können, durch welchen Spalt es huscht. Was sehen wir? Ein Abbild des Doppelspaltes. Nun lassen wir den Detektor stehen, sehen uns die gemessenen Durchgänge aber nicht an. Was sehen wir? Ein Interferenzmuster.

Merke: Erst wenn wir bewusst beobachten, sehen wir das, was für uns einen Sinn ergibt. Wir nennen es Realität.

Physiker sind schräge Zeitgenossen. Das sehen selbst Mathematiker so und reichen ihnen deshalb geeignete Werkzeuge. Kollabieren der Wellenfunktion, wird dieser Effekt in Physiker-Fachkreisen genannt. Oder: Erst mit der geeigneten Information wird aus Wahrscheinlichkeit Realität. Wird aus der Welle Materie.

Nicht nur Physiker, auch immer mehr Neurologen nennen diesen, unseren „Detektor“ Bewusstsein. Jetzt haben wir aber mit unserem Bewusstsein ein schwerwiegendes Problem. Die Gleichzeitigkeit. Es ergibt für uns keinen Sinn, dass alles gleichzeitig sein kann. Also haben wir Raum und Zeit erfunden, um die Information ablegen zu können. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Höhe, Breite, Tiefe. Farbe, Temperatur, Festigkeit. Was ihr wollt (und hiermit zitiere ich William Shakespeare!). Damit die Welt für uns einen Sinn ergibt.

Menschen, die mit der temporalen oder räumlichen Einordnung von Ereignissen Schwierigkeiten haben, leiden unter so genannten psychischen Störungen. Für PTBS- oder Borderline-Patienten sind Traumata immer und jederzeit real vorhanden. Patienten mit schizoider Paranoia schaffen es nicht, Informationen in sinnvolle räumliche Strukturen umzusetzen. Narzistische Persönlichkeiten haben Schwierigkeiten bei der Differenzierung zwischen sich und den Anderen. Psychopathen ordnen dem Anderen keine Berechtigung zu, ohne jegliche Gefühle. Dabei helfen uns just die Gefühle bei der „korrekten“ Zuordnung. Sie sorgen für die Freischaltung oder Blockade unserer Informationsbahnen im Hirn. Mit dem obersten Prinzip: Alles muss einen Sinn ergeben.

Psychische Störungen nehmen zu, weil der Anteil an Gleichzeitigkeit der Informationen subjektiv zunimmt. Unser „Detektor“ kann aber nur eine gewisse Menge an Information gleichzeitig erfassen. Ganz zu schweigen vom Auswerten. Das menschliche Bewusstsein stößt an seine Grenzen. Was hilft hier? Unterbewusstsein? Unbewusstsein? Akzeptanz der Gleichzeitigkeit? Oder der bewusste Verzicht?

Oh, gebt mir nächstens besser einen Clown zum Frühstück. Silvio, … geh mal her!

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