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Geschäftsgebaren

Kunde K. ruft Firma F. an. Es klingt dringend: „Oh, schnell, schnell! Ich muss dieses Jahr noch Geld investieren. Machen Sie mir mal ein Angebot über die Anlage 123!“. Firma F. bittet daraufhin die Lieferanten A, B und C, aus deren Produkte Anlage 123 besteht, ihrerseits ein Angebot zu machen. Drei Tage später sind die Preise von Lieferant A, B und C da. Acht Mitarbeiter der Lieferanten waren an dem Angebot beteiligt. Firma F ihrerseits hat drei Mitarbeiter beschäftigt, das Angebot für den Kunden K. fertig zu stellen. Nach vier Tagen Arbeit bekommt Kunde K. sein Angebot. Schweigen! Der Vertriebsmitarbeiter der Firma F. erlaubt sich, Kunde K. anzurufen und zu fragen, ob Kunde K. mit dem Angebot zufrieden sei. Tja, wäre ja alles nicht so gemeint gewesen. Vielleicht gäbe man das Geld auch erst nächstes Jahr aus. Blindleistung: Mindestens Fünfzehntausend Euro. Du bist Deutschland!

Planer P. übermittelt Generalunternehmer G. seine Planung für das Projekt xyz. Der Arbeitsaufwand betrug für Planer P. einhundert Stunden. Generalunternehmer G. prüft die Rechnung und kürzt diese um die Hälfte mit der Begründung, wenn Planer P. in Zukunft weitere Aufträge von Generalunternehmer G. haben möchte, wird er dies so akzeptieren. Verlust: Mindestens Fünftausend Euro. Du bist Deutschland!

Bauamt B. prüft die Rechnung von Handwerker H. und legt diese auf einen großen Stapel „Zu bezahlen, wenn Ostern und Weihnachten auf den gleichen Tag fallen“. Handwerker H. muss daraufhin drei Mitarbeiter entlassen. Effekt: Unbezahlbar ... für die Sozialkassen. Du bist Deutschland!

Vertriebsmitarbeiter V. bemüht sich bei Unternehmen U. um einen Auftrag. Er erreicht Geschäftsführer GF. Und möchte sich bei diesem mit seinen Leistungen vorstellen. „Gerne, aber rufen Sie mich in vier Wochen nochmals an!“. Vertriebsmitarbeiter V. tut dies. „Selbstverständlich habe ich Interesse, aber ich habe derzeit so viel um die Ohren. Rufen Sie mich in drei Wochen noch mal an.“ Vertriebsmitarbeiter V. tut auch diesmal, wir König Kunde ihm befiehlt. „Oh, das ist jetzt aber ganz ungeschickt. Ich bin nämlich erstmal zwei Wochen in Urlaub. Rufen Sie mich in fünf Wochen noch mal an, dann haben wir unsere Budgetsitzung.“ Vertriebsmitarbeiter V. fragt höflich, ob er denn etwas vorbereiten solle. Wäre nicht nötig. Nach fünf Wochen fragt Vertriebsmitarbeiter V. nach, wie denn der Stand sei. „Oh, wir haben viele Kürzungen, aber bereiten Sie mal was vor, das wir als Anhaltspunkt verwenden können. Können Sie dies bis morgen schaffen? Wir melden uns dann bei Ihnen.“ Vertriebsmitarbeiter V. bestätigt und macht sich an die Arbeit. Schweigen. Nach drei Tagen ruft Vertriebsmitarbeiter V. wieder bei Geschäftsführer GF. an. „Tja, tut uns leid, aber der Auftrag ist bereits vor drei Monaten vergeben worden!“ Blindleistung: Mindestens Dreitausend Euro. Du bist Deutschland!

Planer P. hat ein Projekt bei dem öffentlichen Auftraggeber AG, aber keine Ahnung von der Technik. Er geht daher auf die Fachmesse F. und lässt sich von den Lieferanten D, E, und F in Form von Naturalien beraten. Heraus kommt von Lieferant D, E und F ein komplettes Leistungsverzeichnis für die Umsetzung. Planer P. denkt an sein Honorar und bevorzugt die teurere Lösung von Lieferant E. Daraufhin läd Lieferant E den öffentlichen Auftraggeber AG ein, die Lösung zu besichtigen. Im Ausland. Drei Tage. Es finden sich genügend Mitarbeiter beim öffentlichen Auftraggeber AG, die für diese Lösung Interesse zeigen. Es kommt nach einigen Monaten zur öffentlichen Ausschreibung der Leistungen. Lieferant E. hat seine Partner P1, P2, P3 und P4 bereits angebotsfertige Projektkonditionen zugespielt. Die besten Konditionen hat Partner P3. Der lässt jeden Monat vier Mitarbeiter bei Lieferant E schulen. Den Zuschlag erhält ...? Na? Partner P3 von Lieferant E. Kosten der öffentlichen Ausschreibung: Mindestens Fünfzigtausend Euro. Du bist Deutschland!

Kollege A bekommt eine Aufgabe. Hilflos kommt er zu Kollegin B. Die erkennt sein Unvermögen und hilft ihm. Gibt ihm Tips. Ja, sie erledigt sogar die Aufgabe für ihn. Kollege A legt „seine“ Arbeit vor. Wird gelobt. Wird befördert. Erhält Titel und Positionen. Schweigt und genießt. Kosten der Ausführung: Die Karriere der Kollegin B. Du bist Deutschland!

Kumpel A. zu Kumpel B., Geschäftsmann H.: "He, ich brauch da mal was. Kannst Du mir da helfen und das Teil besorgen?" Natürlich. Beim Einabu wird auch geholfen. Drei Wochen später: "He, ich brauch das Teil nun doch nicht, aber wir sind alte Kumpel. Kannst Du das nicht wieder zurücknehmen?" Natürlich. Kosten: Fünfhundert Euro, die Geschäftsmann B. seinerseits nicht wiedersieht. Du bist Deutschland!

Möchtergern-Projekt-Managerin G. zu Planungsbüro S.: "Natürlich haben wir Interesse an Ihren Leistungen. Rufen Sie uns an, um einen Termin abzustimmen." Erster Anruf: Oh, ich bin gerade in einer Besprechnung. Zweiter Anruf: Tut mir leid, ich muss gleich weg. Dritter Anruf: Ob Sie stören? Ja, wie immer. Vierter Anruf: Ja, da bin ich im Büro (Denkste!). Was - das hatten wir schon mal in ähnlicher Form? Äh, ja, richtig. Du bist Deutschland!

Professor L. lässt durch seine Assistentin G. eine Veranstaltung vorbereiten. Benötigt dazu Referenten. Firma D. erhält die große Ehre, sich daran zu beteiligen und einen Vortrag zu halten. Verspricht sich davon, bekannt zu werden. Andere Beteiligte auf die Leistungen der Firma aufmerksam zu machen. Die Veranstaltung ist vorbei. Firma D. möchte eine Teilnehmerliste. Assistentin G.: "Tut mir leid, die darf ich nicht weitergeben." Es stellt sich heraus, dass Universität K. die Leistungen der Firma D. selbst anbieten möchte, aber nicht über das notwendige KnowHow verfügt. Kosten für Firma D. für die Vorbereitung der Veranstaltung: Eintausendfünfhundert Euro. Du bist Deutschland!

Planungsbüro Z. und Schülerin C. bitten Firma F. um Unterstützung. Sie benötigen Informationen. Firma F. kommt beiden entgegen und liefert die Informationen, weil es kein großer Aufwand ist. Weder Z. noch C. halten es für notwendig, sich zumindest zu bedanken. Du bist Deutschland!

Ausschreibendes Bauamt BA. ruft zu einem Bieterwettbewerb auf. Es bewerben sich 20 Firmen und geben ein Angebot, eine Präsentationen und Unterlagen ab. Entgegen der in den Bewerbungsbedingungen ausdrücklich beschriebenen Informationspflicht teilt Bauamt B. den Verlierer nichtmit, dass Sie den keinen Zuschlagerhalten haben. Die frankierten Rückumschläge werden gesammelt, die Briefmarken abgekatzt und weiter verwendet. Kosten: Mindestens 19 x 5000,55 Euro. Du bist Deutschland!

StaatsAG T. setzt auf veraltete und selbstgefällige Technik. Um dafür staatliche Fördergelder und anderweitige finanzielle Unterstützung sowie freie Hand und Deregulierung zu bekommen, droht es damit, 32.000 Mitarbeiter auf die Straße zu setzen. Staatsunternehmen T. bekommt, was es will und die 32.000 Mitarbeiter bekommen demnächst Arbeitslosengeld. Kosten für den Steuerzahler: Millionen. Du bist Deutschland!

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