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Das Böse

Das Böse ist nicht banal. Es kommt nur meist sehr banal daher. Mit einem falschen Lächeln auf den Lippen. Einschmeichelnd. In Sicherheit wiegend. Meist dann, wenn die Umstände die Überlebensfrage stellen.

Das Böse ist faul. Auch wenn es in ausladenden Gesten oder lauten Aktionen daherkommt. Es sucht sich Diener. Untertanen, die ihren Halt in einer strengen Hierarchie gefunden haben. Zu faul, selber zu denken. Blind Befehle ausführend. Ein Biotop der Ignoranz bringt es zum Blühen. Ein Sack voller Vorurteile ist sein Dünger.

Das Böse ist eitel. Sein überdimensionales Ego ist das Maß aller Dinge. Das Andere ist unerträglich. Wird ausgegrenzt. Als Feind definiert. Abgewertet. Vernichtet. Das Böse definiert seine Werte einfach, ins Auge springend. Gut erkennbar hält es seinen Stall sauber. Im Spiegel der Diskriminierung erkennt es sich nicht. Es sieht nur seine Glorie.

Das Böse kristallisiert die Seele seiner Anhänger. Des Menschen, der Gruppe, der Gesellschaft. Es erstarrt alles Leben um sich herum, jedes Gefühl, jeden Gedanken. Je starrer und unflexibler, desto wohler fühlt es sich. Nur so hat das Böse alle Freiheit ohne die geringste Verantwortung.

Das Böse ist Willkür. Du weist nicht, ob es ein Morgen geben wird und wie dieses Morgen aussehen wird. Es lässt alles offen, so dass du dir ohne Not einreden kannst, du seiest nicht ganz dicht. Es erklärt Spielregeln, wann und wie immer es sie benötigt. Sein Wille ist Gesetz.

Das Böse hat drei Dimensionen der Schuld: „Ich hab nichts gewusst!“, „Ich hab mir nichts dabei gedacht!“, „Ich hab nichts gemacht!“

Das Böse ist weitsichtig. Es erkennt Leid auf weiteste Entfernungen. Es lebt von Leid. Je mehr Leid es erzeugt, desto besser geht es ihm. Es lebt von den Schmerzen anderer. Körperlich oder seelisch. Es saugt sich daran fest und stachelt an. Mit jedem Schmerz steigert es seine Macht. Besessen, wie im Rausch.

Das Böse ist selbstgerecht. Es liebt nur sich selbst. Seine Liebesbeweise sind Lüge und Betrug, die es als legitim erklärt. Es erfindet seine eigene Moral. Die Realität und die Wahrheit sind nicht willkommen in seiner Welt und werden ignoriert, überspielt, klein geredet. Und wenn selbst Ablenkung nicht hilft, wird Kommunikation eingestellt.

Das Böse ist gewalttätig. Körperlich und seelisch. Ersteres vorwiegend bei Männern in weit entfernten Staaten zu beobachten. Wir sind zivilisiert. Wir haben Moral. Wir haben die körperlichen Misshandlung unter Strafe gestellt. Der Rest ist juristisch nicht relevant oder wird heruntergespielt.

Das Böse ist hemmungslos. Es kennt nur seine Bedürfnisse und deren schnelle Befriedigung. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Das Böse macht abhängig. Seine Täter und seine Opfer. Ganz bewusst und mit vollem Genuss. Es hat ein Gespür für Schwäche. Es weiß: Der Mensch entscheidet nicht durch Stärken sondern durch Schwächen.

Das Böse lässt bitten. Einladungen und Entschuldigungen, bei denen es selbst als Opfer dasteht, sind seine Währung. Sie erpresst es durch Entzug und Verweigerung lebensnotwendiger Parameter oder geschuldeter Werte.

Das Böse hat sich in unserer Gesellschaft etabliert. Oberflächlich charmant und trickreich sprachgewandt manipuliert, lügt und betrügt es. Ein solches Verhalten wird nahezu vorausgesetzt, wenn die Hierarchie nach oben durchlaufen werden soll. Ohne Biss ins Gewissen.

Das Böse ist ahnungslos ob des Schadens, der durch sein Auftauchen angerichtet wurde. So stellt es sich jedenfalls. Einer Verantwortung stellt es sich nicht. Es kennt keine Gefühle und schon gar nicht die seiner Opfer. Es kann nicht mitfühlen. Ihm fehlen Spiegelneuronen und die dazu notwendigerweise aktivierte Bereiche im Gehirn.

Das Böse ist omnipräsent. Jedem von uns ist es schon begegnet und du kannst vor ihm nicht davon laufen, sonst erregst du seine Aufmerksamkeit. Es wird sich deiner bemächtigen. Als Opfer oder Täter. Dreh dich einfach nur um und gehe langsam davon. Dann bemerkt es dich nicht.

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