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Kaffeefahrt für Unternehmer

… oder Multi-Level-Marketing (MLM). Geld machen, ohne etwas dafür zu tun. Doch diese Welt ist nicht so einfach. Vielleicht simpel. Bestimmt zu simpel, für diejenigen, die die Zahlen des eigenen Unternehmens aus den Augen verloren haben. Sie bekommen als Erstes erklärt, dass sie keinerlei Ahnung hätten, was ein Unternehmer ist. Dass Geld von alleine kommt und nicht, wenn man dafür arbeitet. Nun leuchten die Dollarzeichen in den Augen plötzlich wieder auf. Geld verdienen, wenn man einfach nur einkauft. Und natürlich andere gewinnt, die einfach nur einkaufen, die wiederum andere gewinnen, die einfach nur einkaufen , die .... Man wäre ja geradezu inkompetent, hier die Einfachheit nicht zu erkennen.

Angeboten werden über einen ausländischen Groß-Distributor Pülverchen, Wässerchen, Cremchen, ... – vorwiegend als Konzentrat, damit man nicht so viel kaufen muss. Doch dann schlägt die harte Realität zu: Die Anmeldung kostet. Veranstaltungen kosten, Seminare kosten, Literatur kostet. Alles in verträglichen Dosen, die nicht unbedingt auffallen. Nehmen wir an, unser „Netzwerker“ kauft für 250 Euro im Monat erstmalig ein, bekommt im besten Fall 21 Prozent gutgeschrieben und hätte in seinen Augen 52,50 Euro verdient. Er bezahlt einmalig 40 Euro für die Anmeldung. Dann nimmt er im Monat an einer Veranstaltung (15 Euro) teil, kauft ein Buch (10 Euro) und belegt ein Seminar, wie er seinerseits „Netzwerker“ gewinnt (180 Euro). Damit hat er 442,50 Euro im ersten Monat ausgegeben. Welch eine traumhafte Marge für den Implementator, der vielleicht nur 300 Euro Kosten dagegen hatte, wenn’s hoch kommt. Das System lebt vom Zugewinn neu-er, -gieriger „Netzwerker“ – nicht vom Umsatz der Produkte.

Kein Wunder, dass hier so viele Vollkaufleute anbeißen. Bei der heutigen Wirtschaftslage saugen diejenigen das Geld ab, die nicht an der Front stehen. Das lehrt die freie Marktwirtschaft. Das predigen die Medien. Man ist nicht „Up to date“, wenn man nicht mit der Strömung fließt.

Nun, alles geht fair zu. Keiner wird gezwungen Bücher zu kaufen, Seminare oder Veranstaltungen zu besuchen oder Produkte zu bestellen, die hinterher einen Anstieg der Gutschrift bedeuten. Sie tun es alle freiwillig, weil sie an ihren Erfolg glauben wollen. Weil sie nicht an sich glauben. Sie sind davon so überzeugt, dass sie andere Argumente nicht mehr gelten lassen. Das Hirn wird vom „Netzwerker“ selbst im Schonwaschgang mit der tödlichsten Droge gewaschen, die es gibt: Realitätsverleugnung.

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