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Konzentration auf das Kerngeschäft

Es war einmal ein Unternehmen in Deutschland, das hatte einen guten Ruf im Elektrobereich. Vor der Stunde der Globalisierung. Danach schrieb man sich Internationalität und Flexibilität auf die Fahne und hängte sie in den Wind. Kunden und neue Chefs kamen gelaufen um zu sehen, was dieses Spektakel wohl bringen wird. Und es brachte Geld. Geld für alle. Für eine gewisse Zeit, denn im Gegensatz zu Stechmücken ist Geld endlich.

Ob ihres Geldes beflügelt, beschlossen die Chefs ihr Angebot zu erweitern. Man kaufte weitere Firmen zu, bis der Bauchladen aus allen Nähten platzte. Nicht von der Produktvielfalt her, da wollte man ja nicht ganz so weit weg. Nein, es waren plötzlich zu viele Mitarbeiter.

Sofort kam den armen, geplagten Undertakern die Steuerreform zu Hilfe. Restrukturierungsmaßnahmen stopfen nicht nur die Löcher in den Kassen, sondern auch die Kassen selber. So entledigte man sich der ersten Zwanzig Prozent der Belegschaft, von unten.

Doch das Geld reichte noch nicht für den koffernahen Grenzverkehr, mit dem Projekte bezuschusst wurden, oder hungerleidende Helfer. Es reichte auch nicht dafür, die Projekte wieder aus dem Sand zu holen. Da kam den armen Undertakern die Gewerkschaften mit ihren regionalen Tarifen zu Hilfe. Flugs suchte man sich das Bundesland aus, das am wenigsten Schmerzen verursachte und gründete dort einen - oder besser noch mehrere - Firmensitz-Briefkasten. Der verbliebenen Belegschaft wurden Fünfzehn Prozent Stunden mehr abverlangt, dafür erhielten sie Zehn Prozent weniger Lohn.

Die fähigen Mitarbeiter verließen das Unternehmen. Um die Alten loszuwerden, kam den gestressten Undertakern das Vorruhestandsgesetz zu Hilfe. Und so blieben die Geldkoffer im Haus und kreisten durch die Büros. Wie ich schon erwähnte: Umstrukturierungsmaßnahmen. Doch das Geld wurde immer weniger.

Da besann man sich wieder auf das Kerngeschäft, denn den hungerleidenden Undertakern kamen die Steuergesetze zu Hilfe. Man verkaufte einigermaßen profitable Teilbereich, gründete unzählige neue GmbHs, versetzte Mitarbeiter quer durchs Land. Die Systemtheorie zeigte sich bestätigt. Wenn du ein System aus der Ruhe bringst, dauert es seine Zeit, bis es sich wieder stabilisiert. Bei großen Unternehmen ist das ein Zeitrahmen von fünf Jahren. Wenn du also alle zwei Jahre umorganisierst, fällt es selbst dem blindesten Shareholder auf, das da nichts Sinnvolles bei raus kommen kann. Sowas spiegelt sich eben sehr schnell am Aktienwert.

Jetzt macht man endgültig den Deckel zu. Bereit für den Abdecker ist das magere Gerippe, das sich da nur noch mühsam auf den Beinen halten kann. Der stagnierenden Markt beschleunigt das Elend, nicht die Lösung. Die zögert sich hinaus.

Weshalb ich hier immer von Undertakern rede? Ist doch einfach: Under von unter und nehmen von to take. Internationaler Konzern eben.

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