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Die diskrete Scham der Bourgeoisie

Erfrischend! Endlich mal wieder Krise. Wir hatten schon seit zwei Wochen keine Krise mehr. Jetzt treiben Griechenlands Gläubiger Europa und die Politiker mit Hilfe der Rating-Agenturen, der Medien und dem Bürgertum vor sich her. Immer gerne genommen: „Es droht eine Inflation!“. Am Montag standen die aktuellen Zahlen bei 35 Mrd. €, am Dienstag bei 50 Mrd. €, gestern bei 120 Mrd. €, heute Morgen bei 135 Mrd. €. Und die Wahl in NRW ist erst in gut einer Woche!

Um die Sachlage zu erkennen bedarf es vieler Fragen. Hier nur die wichtigsten:

1. Wer oder was sind Rating-Agenturen

Es sind private (also keinerlei volkswirtschaftliche Verantwortung!) und gewinnorientierte (je besser sie für Kunden sind, die viel Geld bezahlen, desto gut!) die gewerbsmäßig die Kreditwürdigkeit prüfen und diese Ergebnisse dann veröffentlichen. Beispiel: Schrottimmobilien in den USA wurden noch in 2007 mit AAA bewertet. Meint: Der Auftraggeber wünscht, dass diese Fonds oder Aktienpakete auf dem Markt gewinnbringend platziert werden müssen, damit er von seinem Schuldner das geliehene Geld wieder zurück bekommt. Negative Bewertungen bedeuten einerseits hohes Risiko für Gewinne. Wird aber beim Auftraggeber auf Verlust gewettet, so spielen niedrige Bewertungen auch dem Gewinn in die Hände (aufpassen!). Meint: Wenn ich darauf setze, dass der Euro zum Stichtag 9. Mai 2010 einen Wert von 1,30 US$ hat, er aber jetzt noch 1,37 US$ wert ist, dann muss ich dafür sorgen, dass der Euro fällt. Wenn er am Stichtag einen geringeren Wert hat als 1,30 US$, dann habe ich Geld gemacht. Da ich aber selbst nicht so viele Euro habe, den Markt maßgeblich zu beeinflussen, kann ich seine Werkzeuge nutzen (Leerverkäufe, Rating-Agenturen, Börsennachrichten, …). Die Psychologie bestimmt den Rest („Trigger Event“). Also habe ich an einer niedrigen Bewertung des Euro durchaus ein Eigeninteresse. Wer sind denn nun die Kunden der Rating-Agenturen? Banken, Versicherungen, Hedge-Fonds, Börsenunternehmen, … Da darf man doch auch mal sagen, dass Griechenland sein Rating selbst beauftragt hat und dass dieses schon seit 2004 sinkend ist.

2. Wer sind die Gläubiger von Griechenland?

Es wird in den heutigen Tagen immer gerne darauf hingewiesen, dass es in erster Linie die Länder aus dem Euroraum selbst sind (Frankreich mit 75 Mrd. US$, Schweiz mit 64 Mrd. US$, Deutschland mit 43 Mrd. US$, . Quelle: CASH vom 23.02.2010). Mit Zahlen lässt sich im Übrigen leicht um sich werfen, wenn sie niemand prüfen kann. Wichtig ist nur zum Teil die Höhe des Verlustes. Wichtiger ist: Wer steckt dahinter? Am größten Brocken in Deutschland steckt die Hypo Real Estate (HRE), dann die Commerzbank, die Eurohypo und selbst Landesbanken (Quelle: Die Welt vom 29.04.2010). Was eint die deutschen Gläubiger? Alle Großen samt und sonders unter dem Rettungsschirm des Staates mit oder ohne Bad Bank. Böse, wer denkt unsere cleveren Verlustunternehmer hätten einen neuen Weg gefunden, dem Steuerzahler das Geld aus der Tasche zu ziehen.

3. Die Rolle der Europäischen Zentralbank

Das Konjunkturpaket, also das Leihen von Geld mit einem Zinssatz von 1%, gilt nur für Privatbanken. Nicht für Länder, die kurz vor dem Bankrott stehen. Diese haben 7% bis 9% an Zinsen aufzubringen. Wo liegt eigentlich der Sinn darin, jemandem, der kein Geld hat, noch mehr aus der Tasche zu ziehen? Das kriminalisiert doch regelrecht.

Von wem oder was werden wir eigentlich regiert (sprich: ausgeplündert)? Ein sinniger Schluss entzieht sich mir. In diesem Sandkasten spielen zu viele Kinder, bei der die einen die anderen mit Sand bewerfen. Schämen sollten sich alle.

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